Sonntag, 28. Juli 2013

Im Land der verschiedenen Geschwindigkeiten

Wenn es um das Thema Bildung geht, ist oft die Rede davon dass "kein Kind zurückgelassen" werden dürfe. Was bei der Bildung Konsens ist, bedarf in Sachen Breitbandausbau leider aber noch einer gewissen Überzeugungsarbeit. Im letzten HFA präsentierte Herr Dr. Grüner, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung im Kreis Coesfeld (wfc) den "Masterplan Breitbandausbau".

Zusammen mit einem Beratungsbüro hat die wfc ein Konzept ausgearbeitet, wie der Kreis für die Zukunft des Internets bereitgemacht werden könnte. Der Plan sieht im Wesentlichen vor, flächendeckend Glasfaserkabel zu verlegen, nicht nur bis zum Verteilerkasten wie bei VDSL, sondern das sogenannte FTTH bzw. FTTB, also Fiber-to-the-Building/House. Dabei wird auch das letzte Teilstück zwischen Verteilerkasten und Haushalt nicht durch Kupferkabel, sondern mittels Glasfaser abgedeckt. Diese Variante ermöglicht Geschwindigkeiten von schon heute 1 Gbit/s, im Gegensatz zu "normalem DSL" mit etwa 8-32 Mbit/s oder VDSL mit 50-100 Mbit.

Problem dabei sind natürlich die Kosten: Um die Kabel flächendeckend in Lüdinghausen nur im Innenstadtbereich zu verlegen, sind ungefähr 5 Millionen € notwendig. Der Außenbereich ist nochmal deutlich teurer und schlicht nicht darstellbar. Halten wir fest: Die erste Abkopplung! Es gibt in Sachen Internet also Innen- und Außenbereich, wobei letzterer auch in Zukunft nur über Kupferkabel mit 0,3-6 Mbit/s versorgt wird, der Innenstadtbereich hingegen zukunftsfähig gemacht wird...

Um die Kosten ein wenig zu drücken, wäre es sinnvoll das bei jeder Baumaßnahme gleich ein paar Leerrohre mitverlegt werden, um in einigen Jahren nur noch die Kabel durchziehen zu müssen, aber nicht die Straße erneut aufreißen zu müssen. Ich hatte vor einigen Jahren bereits mal im Rat die Verwaltung gefragt, ob das bereits Praxis sei. Antwort: Jap, machen wir...
Vor zwei Wochen im Ausschuss ähnliche Frage, stolze Antwort: Jaaa, wir haben jetzt erstmals im Baugebiet Höckenkamp Leerrohre mitverlegt.

Da platzt mir aus meheren Gründen der Kragen:
- Erstmal sind wieder Jahre ins Land gegangen, ohne dass sich irgendwas getan hätte.
- Bin ich offensichtlich belogen worden.
- Als zukünftiger Anwohner im neuen Baugebiet am Alten Sportplatz freut es mich besonders, dass dort auf die scheinbar revolutionäre Idee, Leerrohre beim Bau zu verlegen, noch verzichtet wurde...

Die Verwaltung bekommt jetzt auf jeden Fall erstmal einen Fragenkatalog zugestellt, mit dem Sie sich in der Sommerpause beschäftigen darf.
Wo wurden bisher überhaupt Rohre verlegt? Bei welchen Bauvorhaben nicht, und warum? Wo plant Verwaltung zukünftig eine Mitverlegung? ...

Ich bin auf die Antworten gespannt ... befürchte aber, dass an meiner zukünftigen Adresse noch auf lange Sicht kein Glasfaserkabel verlegt wird. Abgehängt die 2. :-(





Sonntag, 21. Juli 2013

Veralbern kann ich mich allein

Im Rat fühlt man sich leider häufig behandelt wie ein Clown
- macht dann nur begrenzt Spaß (CC-BY-2.0 / Alexandre Berbe)
In der letzten Ratssitzung vor der Sommerpause *freu* ging es am Donnerstag nochmal um die umstrittenen Beiträge zur so genannten kurzen Gruppe in der Offenen Ganztagsschule (OGS).

Die kurze Gruppe ist eine Einrichtung die es erst ein einem Jahr in Lüdinghausen gibt: Nach einer Prüfung der Gemeinde-Prüfanstalt (GPA), bei der die in LH praktizierte Flexibilität bemängelt wurde, wurde die öffentliche Förderung aus den Landesmitteln für die OGS eingestellt. Daher wurde die "kurze Gruppe" eingerichtet, vollständig von Elternbeiträgen getragen und im aktuellen Schuljahr 30€ je Kind teuer. Dafür gibts dann eine Betreuung bis 13:30 / 14:00, die Teilnahme ist nicht wie beim Landesprogramm jeden Tag verpflichtend...

Kommen wir zum Kuriosum in dieser Woche: Nachdem mein Antrag zur Bezuschussung der rapide angestiegenen Gebühr von allen Parteien (mit großem Geschrei besonders der CDU) Anfang Juni abgelehnt worden war, stand ein sehr ähnlicher Antrag auf der Tagesordnung, eingereicht als Bürgerantrag von einigen Eltern. Soweit so gut, ich wollte dem ganzen zustimmen.

Aber - die CDU unterbreitete einen Änderungsantrag. Die Bezuschussung sei zwar eine gute Idee (war sie vor 7 Wochen noch nicht) und man wolle den starken Anstieg der Beiträge abmildern (war egal). Insbesondere Sozial-Schwache sollten geschützt werden (denen riet die CDU zuvor eigentlich zu dem unflexiblen Landesprogramm OGS, wenn man es sich nicht leisten könne)

... ich könnten hier noch etwas länger so weitermachen, die Ironie würde aber weiter gehen. 

Interessant war auch das Verhalten der Stadtverwaltung: Anfang Juni machte die Beigeordnete Karasch noch lautstark deutlich, dass mitten im Jahr keine Anträge beschlossenen werden könnten, für die kein Geld im Haushalt stehe. Daran erinnerte ich mich und frage nach: "Ja, Geld ist immer noch nicht da, aber man könnte ja einfach außerplanmäßig mehr Geld verbrauchen."

WTF? Ich hab mich ganz ehrlich veralbert gefühlt!

Zum Glück haben die Westfälischen Nachrichten das Ganze auch bemerkt und nochmal in die Zeitung gebracht. Nichtsdestotrotz hat mich das ganze echt frustriert, verarschen kann ich mich auch allein.




Dienstag, 9. Juli 2013

Zukunftswerkstatt Schule Teil 2 - Ergebnisse

Zukunftswerkstatt Schulentwicklung II - (c) Lexis
Die Stadt bzw. das Beraterbüro Lexis/Garbe hat mittlerweile die Dokumentation des zweiten Workshops vom 28.6.13 in der Mariengrundschule bereitgestellt. Auf der Seite der Stadt sind die entsprechenden Dateien verlinkt:

Doku Workshop II - 28.6.13 - Mariengrundschule

Anlage - Präsentation über die verschiedenen Schulformen
Anlage - Präsentation zur geschätzten Schülerzahlentwicklung


Als kleiner Auszug aus den Ergebnissen des zweiten Workshops (Zitat Auswertung Büro Lexis/Garbe):


FAZIT - Grupenarbeit 1 -  Schullandschaft

Als Ergebnis der ersten Arbeitsgruppenphase, bei der sich gemischte Gruppen Gedanken darüber machen sollten, welche Schulformen und Schultyp-Kombinationen in Lüdinghausen denkbar sind ist Folgendes entstanden:
• Allen Beteiligten (außer Gruppe 4) schwebt eine längerfristige Betrachtung bis etwa
2030 vor
• Die Kombination aus Gymnasium und Sekundarschule taucht immer auf mit einem
wie mit zwei Gymnasien
• Die Kombination aus Gymnasium und Gesamtschule (sowohl einem Gymnasium als
auch zwei Gymnasien, das unterscheidet sich auch durch die Frist, die betrachtet
wird) taucht ebenfalls in jeder Arbeitsgruppe auf
• Ein vollständig integriertes Schulsystem, in dem nur eine (oder mehrere) Gesamtschulen übrig bliebe, wird von den Arbeitsgruppen 1, 4 und 5 in Betracht gezogen
• Andere Kombinationen aus drei Schulformen, nämlich Gesamt- und Realschule neben
einem Gymnasium werden von AG 4 und 5 betrachtet

FAZIT - Grupenarbeit 2 -  Bewertungskriterien

Als Ergebnis der zweiten Arbeitsgruppenphase, bei der die verschiedenen Vertreter (Politik, Eltern, Lehrer) jeweils "sortenrein" innerhalb der eigenen Gruppe diskutierten, sind folgende Kriterien, bzw. Gewichtungen für einzelne Kriterien enstanden:
• individuelle Förderung (20, 10, 21, 5, 10 %)
• kleine Klassen bzw. (5, 10, 9%) sowie einmal 5 % als „Rahmenbedingungen)
• alle Abschlüsse (5, 10, 15, 5 %)
• Längeres gemeinsames Lernen (15, 15, 5, 10 %)
• gute Schüler-Lehrer-Relation: 12 % als „Lehrerschlüssel“ 30 % als Schüler-LehrerRelation
• Chancengleichheit (einmal 18 %, einmal 20 %) und
• Der Ganztag und die Wahlmöglichkeit zwischen G8 und G9 werden je zweimal genannt

In dem dritten Teil der Zukunftswerkstatt wird es dann im Herbst darum gehen, mit den entwickelten Kriterien die verschiedenen Kombinationen zu bewerten - verspricht spannend zu werden ;-)

Mittwoch, 3. Juli 2013

Windkraft made in Lüdinghausen

Erste aufgestellte Turbine im Gewerbegebiet in LH - (c) Steinebach
Bereits seit einiger Zeit vertreibt Paul Steinebach von Lüdinghausen aus die kleine Windturbine Aerolus 1.3.
In den Niederlanden entwickelt, sollen Kleinkraftwindanlagen sich auch endlich in Deutschland durchsetzen - bei dem abgebildeten Modell nicht allein durch Wirtschaftlichkeit, auch als Blickfang und Werbeträger eignet sich die Turbine.







                                 
Windpionier Steinebach hatte gestern ins Autohaus Rüschkamp für eine kleine Präsentation geladen: Firma Rüschkamp, selbst sehr aktiv bei regenerativen Energien, hatte ebenfalls eine der Aerolus-Turbinen für die Niederlassung in Dortmund geordert. Wie man unschwerlich sieht: Eher als Werbeträger.













H.Grobe [cc-by-3.0]


Aber das war nur der eine Teil des Termins: Angekündigt wurden Pläne, eine unter anderem vom KIT in Karlsruhe mitentwickelten Windturbine ab nächsten Jahr nicht nur von Lüdinghausen aus zu vertreiben, sondern auch hier zu produzieren. Die soll dann so aussehen wie das Gerät rechts im Bild und eher Strom als Werbewirkung erzielen. ;-)

Ambitioniertes Vorhaben - hoffentlich nicht nur windige Pläne sondern etwas was sich durchsetzt.
Wäre gut für Lüdinghausen als Standort, aber auch für Akzeptanz von Windkraft allgemein, fern von 150m - Riesenanlagen. Die bekommen wir dann ab nächstem Jahr: Nach den Sommerferien soll im Stadtrat endlich die Untersuchung zur Einrichtung von Windvorranggebieten vorgestellt werden. Es wird also verkündet, welcher ansässige Landwirt zum Millionär gemacht wird.