Dienstag, 17. April 2012

Agenda 2030 - Lüdinghausen

Unser Ex-Bundeskanzler und jetziger Gas- und Russlandlobbyist Gerhard Schröder hat sich vor einigen Tagen mit einem erfrischenden Vorschlag an die Öffentlichkeit gewagt: Während seine einstigen Weggefährten und Parteigänger in der SPD die Agenda 2010 am liebsten zurückdrehen würden, schlägt er eine neue Agenda vor.
(CC BY 2.0) Sean Mac Entee
Eine neue Reformwelle, Weichenstellung, eine strategische Ausrichtung des Staates. Wenn man das so liest, werde ich ein wenig schwermütig angesichts des aktuellen Streitchaos in der Schwarz-Gelben "Traum"-Koalition. So deutlich ist der Kontrast von einerseits dem tag-täglichen Hickhack, dem Regieren nach Umfragen, dem kurzfristen Bedienen von Einzelinteressen; anderseits diesem gestalterischem Anspruch, dem Entwickeln einer strategischen Vision, die man dann in der aktuellen Politik vermisst.



Dieses Phänomen ist leider auf allen Ebenen des Staates zu beobachten, immer weniger Politiker gehen mit einer echten Vision an den Start. Das Land wird heute leider nur noch verwaltet, schon lange nicht mehr gestaltet. Ich bin mir sicher, dass auch hier die Ursache für die zunehmende Politikverdrossenheit liegt. Die eine Partei wird die Steuern ein wenig senken, die andere ein bisschen heben - das Ergebnis wird dadurch nicht maßgeblich verändert.
Letztendlich ist das auch Ursache für den rasanten Aufstieg der Piratenpartei. Nach aktuellen Umfragen erreichen die Politik-Neulinge bis zu 12 % bei der kommenden Landtagswahl.

Aus meiner Sicht ist das Fehlen einer Strategie ziemlich unverständlich. Wir stehen im Wettbewerb. Deutschland mit anderen Ländern, NRW mit Niedersachsen oder Bayern. Lüdinghausen mit Senden oder Münster. Ständiger und nicht enden wollender Wettstreit um die Ansiedlung von Unternehmen, um den Verkauf von Baugrundstücken. Der Kampf um Besucher fürs die kommunalen Hallenbäder. Tolle Kulturangebote, Bürgerservice, niedrige Steuern. Guter Nahverkehr, ordentliche Straßen, die Liste ist lang. Staatliche Gebietskörperschaften - Städte, Kreise, Länder - sind Summe ihrer Bürger in ihrem Gebiet. Das Problem für diese Körperschaften: Die Bürger sind mobil, können umziehen, d.h. das Angebot muss attraktiv sein. Einmal auf dem Abstellgleis, beginnt leicht ein Teufelskreis, siehe Ruhrgebietsstädte, siehe Saarland. Auf die Problematik "Landflucht" bin ich vor einiger Zeit schon in einem Beitrag eingegangen.

Betrachten wir die Stadt Lüdinghausen also als Unternehmen, das ein sehr spezielles Produkt offeriert, nämlich einen Wohnort. Die Einwohner sind die bestehende Kundschaft, es besteht eine hohe Kundenbindung, da es mit hohem Aufwand verbunden ist, umzuziehen, besonders wenn Eigentum erworben wurde. Diese Schwierigkeiten bestehen aber auf für potentielle Neukunden, denn der "Bürgermarkt" ist gesättigt. Abgesehen von wenigen Obdachlosen gibt es bei dem Gut "Bürger" keine "Freien" mehr, zuziehende Bürger müssen mit einem attraktiven Angebot abgeworben werden.

Jetzt beginnen schon die Probleme. Lüdinghausen bietet zwar ein recht attraktives Angebot, aber wofür steht Lüdinghausen eigentlich? Wie preise ich Wohnen in Lüdinghausen an? Und: Wie soll Lüdinghausen denn in 20 Jahren aussehen? Eine Frage, auf die mir bisher noch keiner wirklich eine überzeugende Antwort geben konnte. Um die Stadt aber richtig zu entwickeln, muss dieses Ziel da sein. Alles andere ist Blindflug.

Daher muss zunächst eine strategische Vision definiert werden, um im Anschluss in Teilbereichen Ziele zu setzen, wie die Stadt im Jahr 2030  aussehen könnte. Wer sich dabei einbringen möchte ... meine Mailadresse ist bekannt.

1 Kommentar:

  1. Strategie? Was ist das denn? Die Strategie in Lüdinghausen lautet doch "Entschleunigung". Wettbewerb existiert in LH nicht. Das hat man doch mit den jüngsten Äußerungen erfahren. Scheuklappen auf und durch.

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